Montag, 14.8.06 von Pian Melzé zum Rifugio Quintino Sella, 983 Höhenmeter rauf, 103 m runter
Bei strahlendem Sonnenschein und himmlischer Ruhe aufgebrochen und am Pian del Re beim Cappuccino den sich füllenden Parkplatz versucht, zu ignorieren…dann inmitten einer Massenwanderung zu zwei wunderschönen Seen und eine schier-unendlich lange Möräne hinauf, weiter durch Geröll und schließlich zum total überfüllten Rifugio – 120 Betten soll es geben – mir kommt´s vor wie 500. Am Vorabend des Ferragosta finden sich hier nicht nur italienische Familien mit schmollenden Teenies, sondern auch ambitionierte Bergsteiger aus aller Herren Länder und aller Altersgruppen ein, um am nächsten Morgen in aller Frühe den Monviso zu besteigen. Und was ein Anblick: In der kühlen, frühen Morgensonne, über den Wolken – einfach ein Traum und ich wünschte, ich könnte auch klettern….
Dienstag, 15.8.06 vom Rif. Quintino Sella nach Maddalena, 317 Höhenmeter rauf, 1309 m runter
Haben uns so bald es ging abgemacht, um den Massen zu entkommen. Bis auf eine leicht diesige Sicht auf den Monte Rosa eine eher unspektakuläre Querung zweier Geröllpässe und dann der Abstieg in das Vallanta Tal, hier aber etwas ganz besonderes: der Bosco dell´Allevé – ein ganzer Wald aus diesen seltenen Fichten – wunderschön!!
Maddalena dann dem Feiertag entsprechend rappel-voll! Der posto tappa in einem liebevoll hergerichteten alten Haus mit einer älteren Dame, offensichtlich einer ehemaligen Skilehrerin, der man sich erst annähern muss. Am Abend beginnt es zu regnen und unser nächstes angepeiltes Quartier, der posto tappa in Chiesa die Bellino, ist dank des Feiertags ausgebucht (wenn auch nicht mit GTA-Wanderern!). Unschlüssig gehen wir zu Bett.
Mittwoch, 16.8.06, Maddalena
Es regnet immer noch und die Wolken hängen richtig tief. Nach dem Frühstück entscheiden wir uns, einen aktiven Ruhetag in Maddalena einzuschieben! Wir bummeln über den Markt und stocken unsere Lebensmittelvorräte RICHTIG auf, spazieren nach Pontechianale, bestaunen noch stundenlang eine von diesen Arven oder Zirben, gehen den ein oder anderen Cappuccino trinken und während wir diesen hübschen Ort genießen, reißen die Wolken auf und die Sonne kommt raus. Auf dem Rückweg besuchen wir noch ein Tupperparty in Maddalena und lassen uns den ganzen Krims und Krams auf Italienisch erklären und bewundern dann den Karpfen, der seit dem Morgen im Dorfbrunnen schwimmt und jetzt Gesellschaft von einem Wels bekommen hat.
Donnerstag, 17.8.06, Maddalena nach Chiesa die Bellino, 691 Höhenmeter rauf, 828 m runter
Relativ spät los, damit es erst mal aufreißt – hat´s aber nicht wirklich: Keine Sicht, kalt und etwa 100 % Luftfeuchtigkeit und viel steiler, rutschiger Weg. Da es eine kurze Etappe war und kein Pausenwetter, sind wir auch früh in Chiesa angekommen. Entgegen allem, was wir im Outdoor über den posto tappa in Chiesa gelesen hatten, haben wir hier den Tiefpunkt unserer diesjährigen Wanderung erlebt. Das Wetter mag allerdings sein Übriges dazu beigetragen haben: wieder Regen und drei Kaltfronten im Anmarsch! Und der ebenfalls im Outdoor hoch gepriesene posto tappa in San Martino – unsere nächste Etappe – wieder ausgebucht (ebenfalls NICHT mit GTA-Wanderern!). Aufheiternd die Sonnenuhr und das schelmisch-verkehrt herum eingemauerte Gesicht an der Kirche…
Freitag, 18.8.06, Chiesa die Bellino nach Morinesio, 956 Höhenmeter rauf, 976 m runter
Trotz des miesen Wetters am Vortag heute bei strahlend blauem Himmel losmarschiert, der Aufstieg zum Colle Bicocca am Nordhang war allerdings noch kalt und nass. Oben auf dem Pass dann das angekündigte Panorama! Von dort sind wir dem Militärsträßchen gefolgt, haben den Abzweig nach Serre aber beim besten Willen nicht gefunden. Weil unser Tagesziel – Morinesio – östlich von San Martino liegt, haben wir spontan den Mut zur Lücke bewiesen und den Besuch des „kunstgeschichtlichen Höhepunkts der gesamten GTA“ in Serre auf ein noch zu kommendes Jahr verschoben. Wir sind also dem Militärsträßchen nach Osten bis zur nächsten Passhöhe gefolgt (die Sicht war ausgezeichnet und die Sonne lag so schön am Hang) und haben von dort die direttissima nach Morinesio angepeilt – was letztendlich den Abstieg durch einen breiten, weglosen Talkessel zur Folge hatte – wirklich nur bei schönem Wetter und guter Sicht verantwortbar!!
Morinesio dann ein Traum!! (der einzige Wermutstropfen: auffallend viele Deutsche auf diesem kleinen Fleckchen). Als wir ankamen, feierte das Dorf gerade sein jährliches Sommerfest: Musik und Tanz und fröhliche Stimmung mit Kind und Kegel am Santuario – auf einer Klippe hoch oben über dem Mairatal mit Blick in alle Himmelsrichtungen! Lese am Abend im Tagebuch des Liebsten: „scheint die Sonne, ist die Stimmung besser“ – wie wahr! Sind im b&b Morinesio abgestiegen, es sollte – mit Abstand – unsere schönste Herberge auf dieser Tour werden: ein altes aber wunderbar-liebevoll renoviertes Bauernhaus mit alten Möbeln, modernem Bad und Balkon mit Blick in´s Mairatal, ganz freundliche Wirtin, die für uns das Abendessen im Nachbarort organisiert hatte und uns am nächsten Morgen ein Super-Frühstück kredenzte. Angeblich wohnen im Winter hier ganze 6 Menschen im Ort – das würde ich so gerne mal erleben!
Samstag, 19.8.06, Morinesio nach Chiesa / Celle di Macra, 1106 Höhenmeter rauf, 1308 m runter
Ein langer Tag. Erst zügig bergab nach Bassura, dann langwierig im Anstieg durch den Wald bis Palent, hier legen die Mairatalweg-Förderer für die GTA-Wanderer eine Schnitzeljagd aus, die uns im knietiefen Schlamm die Hänge rauf und runter gescheucht hat bis wir aufgaben und der Fahrstrasse nach Albaretto gefolgt sind. Von hier aus dann auf recht verfallenem Weg nach Sagna und von dort erneuter Anstieg nach Celle die Macra. Eine bizarre Gegend, die mit ihren verfallenen Kirchen und Gräbern längst vergessene Zeiten heraufbeschwört…. Faszinierend der Präsident (?) der Mairatalwanderbewegung, den wir aus dem Schlamm kommend trafen und der uns davon zu überzeugen versuchte statt get GTA doch lieber das MAiratal zu bewandern – startend natürlich in seinem Posto Tappa.
In Summe eine eher unattraktive Tour, da fast nur im Wald und keine Sicht. Der posto tappa im 3. Stock des Municipio beinhaltet die Selbstversorgung, was angesichts des nahen Dorfgeschäfts nicht wirklich ein Problem stellt. Wir haben ein 4-Gänge Menü eingekauft, der Dorfjugend beim Vorspiel zum Samstag-Abend zugeschaut, die Aussicht aus unserem 3. Stock genossen, dann unsere Speicher aufgefüllt und den Tag früh einem natürlichen Ende zugeführt.
Sonntag, 20.8.06, Celle di Macra nach San Magno, 1026 Höhenmeter rauf, 600 m runter
Diese Etappe ist – neben der von Usseaux nach Balziglia – sicherlich eine der schönsten auf unserer diesjährigen Tour. Zunächst haben wir den Einstieg nicht finden können. Dann aber ein langer, aussichtsreicher Anstieg auf einem Bergrücken mit tollem Blick auf den Monviso. Später über einen breiten Grasrücken und einen Talkessel traversiert. Insgesamt zwei herrliche Pausen eingelegt und zum Schluss zügig hinab zum Santuario mit seinem sonntagnachmittäglichen Treiben: stundenlange Messen in der Kirche, großfamiliäres Picknick davor.
Am ersten Blick zur Kirche ein Feld aus improvisierten Kreuzen. Wie wir lernen eine alte Tradition.
Kurz vor Sonnenuntergang haben wir es dann doch noch geschafft, einen Blick in die Kirche und die dahinter liegende, fasziniernede gotische Kapelle mit ihren naiven Fresken zu werfen. Die Unterkunft im Klosterflügel hervorragend, Abendsonne im Fenster, dann ein straff-organisiertes Abendessen im Speisesaal mit Kohlehydraten satt und einem Genepy in der Klosterbar – der Pater selbst steht hinter´m Tresen.
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