ein paar b e r l i n e r b e r g s t e i g e r wollten es wieder wissen: wenn die brandenburger gipfel am klarsten zu schauen sind, die lawinengefahr noch nicht extreme gefährdung bedeutet, kälte und schneestürme zwar üblich sind, für kenner aber noch kalkulierbar bleiben, wollten sie wieder hinaus und hinauf: brigitte und dietmar, dagmar und jürgen. am 8. märz 2003 schienen die umstände gut: die regionalbahn fuhr, die anschlüsse klappten, die basisstation w ü n s d o r f w a l d s t a d t südlich von berlin konnte ohne große mühe erreicht werden.
von jetzt an waren die vier auf sich allein gestellt: alles überlebenswichtige (stullen, kekse, heißer tee, höhenmesser) war in den rucksäcken, die sie selber tragen mußten. keine träger, keine sherpas, brandenburger wildnis, grauer himmel. der wind pfiff. erste verwirrungen im labyrinth der waldstadt: die blauen wegmarken ohne sherpahilfe kaum zu finden (später, wo sie noch nötiger wurden, hörten sie ganz auf), die wenigen einheimischen mit ihren seltsamen samstagtätigkeiten sehr zurückhaltend, aber noch nicht feindlich. grobrichtung westen. in der klausdorfer heide (in brandenburg sind heiden immer dichte wälder) verliefen wir uns erstmal, aber sidar dietmar brachte uns mit hilfe von strommastenpeilung auf den rechten pfad zurück. die ersten höhen waren zu überwinden (52,1 m).
zwischendurch stapften wir durch alaska, umzingelt von dickfelligen pfiffigen huskies. schon sehr exotisch, das ganze. dann wieder menschliche gefilde zwischen all dem vielen wasser (paar tausend seen in brandenburg, eiszeiterbe). s p e r e n b e r g , mal aufstrebender, mal niedergehender großflughafeneventualort. eigentlich idyllisch; wir sind gegen den berliner großflughafen bei diesem dorf. das ehemalige sowjetische militärgelände bleibt weiter verrammelt, wir mußten im weiten bogen ausweichen. (der weithin leuchtende gipsberg im osten hat eine gipfelhöhe von 79,8 m.)
weiter nach nordwesten. wälder, seeufer, weideflächen, riesige noch winterliche brachen. picnic im windschatten von gestrüpp (keine nudelsuppe, heiß, ersehnt), unter grauem fastregenhimmel. sang da nicht ein erster vogel? ein stück straße, aufgeweichte feldwege. gefühl von ausgesetztsein, unbehaustsein, auch wenn wir durch leblose dörfer kamen. der starke wind hielt den regen fern. 67,8 höhenmeter, noch immer keine beschwerden. nur die beine wurden müder, eine fußblase meldete sich, das laufstadium der tapferkeit, des durchhaltens war erreicht.
am späten nachmittag das endziel in greifbarer nähe: die “geruhsame und doch lebendige” (so etwa der reiseführer) märkische kleinstadt t r e b b i n . in solch traulichen orten wird es warme gemütliche kneipen geben, feuerten wir uns an. zumindest die obligatorische bahnhofskneipe, wurden wir bescheidener beim näherkommen. dei beine wurden schwerer und schwerer auf dem kleinstadtpflaster. ein paar regentropfen fielen. dafür erschienen wieder die blauen markierungspunkte, wenigstens den bahnhof wiesen sie aus. aber da war keine gastliche gastwirtschaft, keine (nicht mal eine geschlossene) bahnhofskneipe, nur ein paar traurige einheimische liefen umher, und eine schicke fette schnellstraße zerriß den ort. armes märkisches trebbin, müde wandersleute. knapp 30 km unter den füßen gelassen. im letzten licht des tages saßen wir auf der umwindeten bahnhofsbank und genossen die tristessekulisse des eindunkelnden ortes.
schön war’s. ganz nah und ganz fremd. bis zuletzt. der zug nach berlin fuhr ein.
(nur ein paar km weiter nach westen hätten die bergwanderer noch ziehen müssen, dann hätte das ganze märkische land unter ihnen gelegen: rundblick vom “vorderen löwendorfer berg”, 103,5 höhenmeter. ein andermal.) jk