Langlaufski wachsen ist eigentlich gar nicht so schwer, wenn man sich einmal mit der Materie auseinandergesetzt hat. Im folgenden deshalb einige Erfahrungen:
1) Wir unterscheiden zunächst Skating- und Classic-Skis. Classic Skisunterteilen sich noch in Wax- und Nowax-Skis. Nowax-Skis werden gar nicht gewachst, denn ein echter Langläufer fährt sie nur im Notfall. 🙂
Classic-Skis besitzen eine mittlere Steig- und zwei Gleitzonen, vorne und hinten. Sie funktionieren wie ein Blattfeder. Gleitet man auf ihnen indem man das Gewicht gleichmäßig auf beide Skier verteilt, berührt die mittlere Steigzone den Schnee nicht und der Ski gleiten auf den beiden Gleitzonen. Stößt man sich ab, verlagert man das Gewicht auf einen Ski, dieser biegt sich weiter durch und die Steigzone gibt den für den Abstoß notwendigen Halt.
Die Länge der mittleren Steigzone ist variabel und hängt vom Körpergewicht, dem Skialter und der Schneeart ab. Je schwerer der Fahrer, je älter der Ski und je weicher der Schnee desto kürzer die Zone. Ich messe sie jeden Urlaub im anfang neu ein – auf die Ski stellen, einen Papierstreifen unter den Ski schieben und markieren wo er vorn und hinten klemmt – und arbeite mich dann von Tag zu Tag an die optimale Länge heran. Meine alten Atomics hatten zum Schluss (nach 5 Jahren) noch 20 cm – und auch damit konnte man noch fahren.
2) Das richtige Wachs finden.
Es gibt verschiedene Wachshersteller. TOKO, SWIX, REX sind einige. Wir haben uns auf Rex ausgerichtet, denn ich glaube dass es unter Umständen zwischen den Wachsen verschiedener Hersteller Unterschiede gibt. Auch kauf ich die teuren Fluor-Wachse nicht mehr. Ich(!) merke keinen Unterschied zu den einfachen Wachsen, die die Umwelt auch weniger belasten. Mit der Zeit sammelt sich dann auch ein Temperatursortiment an, mit dem mann gut arbeiten kann.
3) Den Ski vorbereiten.
Als erstes mach ich den Ski sauber. Dazu erhitze ich das alte Wachs vorsichtig mit einer Heißluftpistole und entferne das jetzt weiche Wachs mit der Klinge. Jedes zweite oder dritte mal reinige ich dann auch noch mit Wachsentferner. Dann aber gut auslüften lassen.
Die Steigzone wird jeden Tag präpariert. Die Gleitzone nur jeden zweiten oder dritten, dort hält das Wachs länger. Die Gleitzone bürste ich mit einer Messingbürste kräftig aus – bis die Struktur des Belags zum Vorschein kommt. Dann kommt ab ung zu auch wieder die Chemie zum Einsatz. Auf jeden Falll, wenn ich den Wachstyp änder.
4) Die Gleitzone wachsen.
Wird die Gleitzone gewachst, kleb ich den Übergang zur Steigzone mit Kreppband ab. Dann wird mit dem Bügeleisen eine Wachslinie des passenden Temperaturbereiches gezogen und mit der richtigen Temperatur (steht üblicherweise auf der Packung) eingebügelt. Mit der Klinge abziehen, mit der Nylonbürste in Fahrtrichtung ausbürsten, fertig.
Bei Skatingski mach ich so den ganzen Ski.
5) Die Steigzone wachsen.
Das Kreppband abziehen. Dann Basewachs (orange) mit der Pistole leicht anwärmen und auf den Ski auftragen. Mit dem Bügeleisen und nierdiger Temperatur einbügeln. Den Ski auskühlen lassen, anschliessend das Basewachs mit dem Korken einarbeiten. Anschließend drei bis fünf Lagen Steigwachs einarbeiten. Entweder dünne Schichten einkorken oder dicke Schichten einbügeln, auskühlen lassen und korken. Die ersten Schichten über die ganze Länge auftragen, dann kürzer werden. Die Mitte der Steigzone ist die Bindung.
Ich mach meistens drei mitteldicke Schichten. die Erste mit der erwarteten Nachmittagstemperatur, die Zweite mit der Mittagstemperatur und die Dritte mit der Morgentemperatur. Peter macht fünf dünne. Drei mittlere oder fünf dünne halten ca. 25-30 km.
Das ist keine Profivorbereitung!!! Aber für uns reichts 🙂
Eine überarbeitete und ergänzte Version dieser Anleitung mit Zeichnungen gibt es auch als eBook: Über das Wachsen der Langlaufski
Literatur: http://rex.fi/deutsch/wachs-info/gebrauchsanweisungen/
Video: http://www.youtube.com/watch?v=GskD1p2Z1uw&feature=player_profilepage