Um 6 Uhr früh klingelte der Wecker, und das an einem Sonnabend, wobei ich aufgrund meiner City-Wohnlage noch privilegiert war. Brigitte und Dietmar hatten zur 4. Etappe der Brandenburger Seentour geladen und eine kleine Gruppe Berliner Nepal-Freunde machte sich auf den Weg. Wie die Bilder zeigen, wurde fast eine Bergsteigertour daraus. Wir konnten uns nur mit Mühe bezähmen, den Felsgipfel zu erstürmen. Aber halt, der Reihe nach. Zunächst ging es zünftig mit den Öffentlichen in östliche Richtung zu unsererm Startpunkt nach Fangschleuse. Der Weg führte uns hier an der Löcknitz lang, die Richtung Erkner mäandert und dort in den Flakensee fließt. Der Weg begann idyllisch und verheißungsvoll. Wir wanderten quasi auf Fontanes Spuren – also historischen Wegen – zumindest kamen wir an der Fontanekiefer vorbei. Leider verriet uns auch der ansonsten sehr genaue Wanderführer nicht, in welchem Band seiner Wanderungen durch die Mark Fontane diese Kiefer samt Gegend beschrieben hatte. Vorbei an Klein Wall, einer Art Ferienlager und einem ehemaligen Armeegelände zogen wir weiter durch den Wald Richtung Hangelsberg. Doch vorher war eine erste Stärkung im Grünen notwendig. Ein halbwegs trockener Baumstamm war schnell gefunden und die Rucksäcke mit zünftiger Wegzehrung wurden erleichert.
Frisch gestärkt stürmten wir Hangelsberg mit seiner Ende des 19. Jahrhunderts erbauten Kirche (das kann doch nur Jugendstil gewesen sein !!), um genauso schnell wieder aus diesem langweiligen und gastronomisch endtäuschenden Städtchen zu fliehen. Das schönste an Hangelsberg ist seine Umgebung mit der Müggelspree, an der wir jetzt -zur Freude aller opfersuchenden Zecken und Mücken -durch urwaldähnliche Wiesen entlangwanderten. Die wunderschöne und idyllische Landschaft mit seinen gut ausgebauten Radwegen lädt auch zum Radeln ein. Die Stille, die angenehm wärmende Sonne und das satte Grün der Wiesen waren für uns Großstädter sehr erholsames Kontrastprogramm. Ab und zu kamen auf der Müggelspree ein paar Wasserwanderer in Paddelbooten vorbei. (heißer Tip: Man kann auch in Fürstenwalde Paddelboote mieten und spreeabwärts, d.h. mit der Strömung als Eintagestour bis zum Dämeritzsee paddeln.) An der Großen Tränke, dort wo der Oder-Spree-Kanal aus der Spree abzweigt, fand sich ein idyllisches Plätzchen, das zur großen Mittagsrast einlud. Schlechte Erfahrungen auf vorangegangenen Touren mit fehlenden oder geschlossenen Kneipen führten jetzt zu einer gesicherten Selbstversorgung mit netten Leckerlis. Brote, Kuchen, Eier, Nüsse, Obst und besondere türkische (?) Spezialitäten wechselten die Besitzer. Weiter zog es uns über Füstenwalde und Rauen in die Rauenschen Berge. Der Weg dorthin, vorbei an der Autobahn, hat leider weniger Charme. Danach lockte jedoch der Gipfelsturm. Einer der höchsten Berge im Lande Brandenburg mit 148 m Höhe wollte von uns erklommen werden. Da wir nun schon mehr als 25 Kilometer in den Beinen hatten, forderte es unsere ganze Kraft. Beeindruckend waren gleich daneben die Markgrafensteine. Hierher stammt die große Granitschale vor dem alten Museum in Berlin, die auf der Spree in die preußische Haupstadt transportiert wurde. Die zwei “kleineren” Bruchstücke sind noch an Ort und Stelle, ihre “Restgröße” beeindruckte uns sehr und ließ die ursprüngliche Größe des mit der Eiszeit hierher gebrachten Steines erahnen.
Den Rest des Weges Richtung Bad Saarow – Pieskow legten wir etwas schneller zurück, da es langsam gegen Abend ging. Am hübschen alten Bahnhof (mit etwas morbidem Charme) in Bad Saarow konnten wir endlich unseren Durst auf Weizenbier und Berliner Weiße stillen. Ein schöner Terassenplatz in der Abendsonne war schnell gefunden. Nur das Aufstehen hinterher fiel uns etwas schwer. Die 33 km in unseren Beinen konnten wir alle deutlich spüren – da ging es uns nicht viel anders als den meisten Ravern bei der love-parade.