JMT – Ohne Fleiß kein Preis

Vom Vermillion Valley Resort nach Bishop

JMT-11-08-P43Ungewohnt – Das klare Wasser und die sauberen Wege und Plätze sind beeindruckend. Ich habe vielleicht einmal ein Bonbon-Papierchen gefunden – ansonsten scheinen alle Backpacker das „leave no trace“ Mantra verinnerlicht zu haben. Ganz anders als in dem, was wir von den Alpen kennen. Ich fand es sogar – entgegen meiner ursprünglichen Bestürzung – ziemlich schnell normal, auch das Klopapier wieder mitzunehmen. Bei maximal drei Monaten Sommer und einer Höhe von über 2500 Metern ist die Vegetation sehr fragil und eine Verwitterung findet unter diesen Bedingungen kaum statt. Im Gegensatz dazu war dem Appalachian Trail der Massenansturm sehr wohl anzusehen. Was mich auf dem JMT auch sehr beeindruckt hat, war die Abgeschiedenheit. Wir hatten nie ein Mobilnetz, wir haben nur einmal (am Lake Edison auf eigenen Wunsch) eine Straße gekreuzt, mussten um auszusteigen einen 4000 Meter hohen Pass queren und brauchten keinen Pass und keinen Ausblick mit irgendeinem Autofahrer zu teilen. Allerdings ist es unabdngbar einen Plan B in der Tasche zu haben – falls man sich verletzt oder Hilfe braucht, denn die ist ziemlich weit weg.

Jedes Schriftstück zum JMT diskutiert die Frage, ob er besser von Süd nach Nord oder umgekehrt gewandert werden soll. Für uns erscheint die Nord Süd Richtung mit täglich steigenden Höhenmetern ganz angenehm. Und trotzdem: der Muir Pass war im Abstieg nicht weniger anstrengend als im Aufstieg und ich möchte mir kaum vorstellen, wie er sich andersherum angefühlt hätte … Aber der Ausblick vom Pass war jeden Schritt wert!

JMT-11-08-P64Aber der Reihe nach: Im VVR haben wir uns von anderen Wanderern und dem „Hüttenwirt“ überzeugen lassen, den Einstieg zurück nicht über den Lake Edison, sondern über die „Abkürzung“ Bear Creek Trail zu wählen – keine gute Idee! Wir haben für die 9 Meilen auf und nieder am Creek entlang den ganzen Tag gebraucht und waren am Ende – trotz carbo-loading am Vortag – fix und fertig. Dennoch: der Trail war wirklich hübsch. Kurz vor dem Einstieg in den JMT dann noch ein super Zeltplatz (mückenarm) – Frei nach unserer Devise: lieber ein toller Schlafplatz als noch die ein oder anderer extra Meile auf dem Zähler …

Am nächsten Tag dann auf gutem Weg gemütlich leicht bergan, durch lockeren Wald und zwei Furten – eine mit und die andere ohne Schuhe aus – zum schönen Marie Lake (sehr zum Übernachten zu Empfehlen, wenn es halt passt) und dann zum Seldon Pass, wo uns ein Trüppchen amerikanischer Wanderer mit Applaus empfing. Die haben uns den lower Sallie Keyes Lake zum Übernachten empfohlen – ein Tipp, dem wir ohne zu bereuen gefolgt sind! Tags drauf dann ca 2000 ft bergab Richtung Muir Trail Ranch, die wir allerdings rechts liegen lassen haben, Mittagspause am Joaquin River an der Einmündung des Piute Pass Trail und Nachtlager an der Goddard Canyon Trail Einmündung.

JMT-11-08-P46Dann wurde es noch einmal wirklich traumhaft (obwohl wir schon am ersten Tag dachten, dass eine Steigerung kaum möglich ist). Flinken Fußes sind wir zum ersten hängenden Tal – dem Evolution Valley – aufgestiegen, dann Mittagpause am Talschluss, zweiter Aufstieg zum ebenfalls hängenden Evolution Basin und am Evolution Lake vorbei zum Sapphire Lake (3500 m hoch – kein Wunder, dass es abends frisch wird!). Am nächsten Tag dann via Wanda-Lake (wieder glasklares Wasser) über Schnee- und Schuttfelder zum Muir Pass mit atemberaubender Sicht, über schier endlose Schneefelder steil bergab, vorbei an Small- und Medium Lake mit hunderten Kaulquappen, durch den Le Conte Canyon nach Big Pete Meadow (ok, dieses Lager fiel ein wenig ab, so im Vergleich).

JMT-11-08-P66Der vorletzte Tag brachte uns dann zum Bishop Pass Trail und von dort in das ebenfalls hängende Dusy Basin – ein kleiner Garten Eden! Etwa 1000 Fuß unterhalb des Bishop Pass ein letztes Mal gezeltet – der ultimative Traum – und uns den Pass für den letzten Tag aufgehoben. Der Ausstieg via South Lake war noch mal hübsch, aber vergleichsweise unspektakulär und die entgegenkommenden Sonntagsausflügler haben uns den Abschied etwas erleichtert. Netter Lift mit frisch kennengelernten San Franciscoer Trekkingkameraden nach Bishop, wo uns Hotel mit Bett und warmer Dusche, Supermarkt, Laundromat und dem ersten Burger (und auch dem zweiten) langsam aber sicher in die Zivilisation zurückholten….