Am Stausee Mattmark ging es los. Zuerst um den Stausee herum (nach 10 min schon wollte ich mein 14 kg Päckchen am liebsten stehen lassen – komisch, dass man sich nach 2-3 Tagen dann doch dran gewöhnt hat) und anschließend der Aufstieg zum Rifugio Operto (Bätzing meint, man solle hier oben übernachten – wegen der guten Sicht. Recht hat er!). Der Weg war proppen voll mit allen möglichen Ausflüglern, Kurz- und Langstreckenwanderen mit Kind und Kegel und wir durften lernen, dass er Teil der begehrten Monte Rosa Umwanderung ist. Große goldene Madonna auf dem Pass (jetzt sind wir in Italien). 3 1/2 Stunden, 750 Höhenmeter. Wir hatten die Übernachtung vorgebucht, wäre aber nicht nötig gewesen. Tolle Sicht auf den Monte Rosa, Parrot Spitze, Signalkuppe, Zumsteinkuppe – Essen vergleichsweise lausig, was wir aber am ersten Tag noch nicht so wirklich wahrgenommen haben. Steinböcke vor der Hütte. Kalt!
Am nächsten Tag haben wir die Gondel nach Macugnaga genommen, um es an einem Tag zum Rifugio Pastore zu schaffen. Wir hatten die Bivaccos für Übernachtungen nicht in Betracht gezogen, weil wir nicht auch noch Schlafsäcke mitschleppen wollten. Allerdings hatten alle Bivaccos Decken – hinterher weiß man immer mehr. In Macugnaga war dann auch die B. endlich im Urlaub angekommen: unendlich schön war´s und warm, die Sonne schien, die Italiener flanierten durch den Ort, Geschäfte gab´s, Cafes, kurzum ein Traum! Die Strecke zur Pastore lang und anstrengend am Lago delle Fate vorbei in das Quarazza Seitental, über die Alpe La Piana und am Bivacco Lanti vorbei auf einem Militär-Saumweg, der sich bis zum Passo Turlo schier endlos ziehen will: etwa 1600 Hm Aufstieg. Dann noch knappe 1000 Hm abwärts, wieder auf Plattenweg, in das Sesia Tal. Sind erst so gegen 18:00 angekommen, schnell an der Dusche angestanden und vollzogen, dann LECKERES Essen (dafür ist die Pastore ja bekannt) und vino rosso in Strömen, damit die Beinchen nicht mehr so schmerzen.
Immer wieder nett auf der Pastore!!
Dann ein kurzer Tag über Alagna Valsesia, angeblich einer der bekanntesten Touristenorte in den italienischen Alpen, und Riva Valdobbia zum Rifugio San Antonio di Val Vogna. Viel Hatscherei auf Straße, daneben Terassen-Gärten mit allem, was das Gärtnerherz höher schlagen lässt. Ein „aktiver Erholungstag“ mit der ein oder anderen hübschen Walsersiedlung. Picknick auf Wiese – Natur pur bis die Bremsen mit dem D. „spielen“ wollen. Geschäftstüchtiger aber nicht unfreundlicher Wirt, schönes Haus mit Freskenmalerei, vor dem man in Ruhe dem Dorfleben zugucken kann, Hüttenromantik unter´m Dachboden. Brot zu kaufen gab es am nächsten Morgen allerdings erst, nachdem wir losmarschiert sind.
Am nächsten Tag morgens um 8:00 los, schöne und lange Tour durch das Vogna Tal, bis in den hintersten Winkel des Talschlusses, Markierungen eher ein Glücksfall, dann über Blockgelände rauf zum Passo Macagno. Ab hier dann die ersten gta-Zeichen und -Wanderer. Hier haben wir 3 weitere gta-Wanderer getroffen, mittlerweile waren es 5. In der Tat haben wir fast ausschließlich deutsche gta-Wanderer getroffen, die aber das komplette Spektrum der Wanderslust abgedeckt haben: von alles-mitschleppen-und-zelten bis jedes-Stück-Strasse-zum-trampen-nutzen. Rif. Rivetti etwas ökomäßig angehaucht mit sicherlich toller Sicht, die sich uns allerdings nicht erschließen wollte. Hier sind wir zum ersten Mal den Alpenjoggern begegnet, die – in Ermangelung ebener Strecken – zum Abspannen und dem Schwatz mit Freunden abends mal eben 1100 Höhenmeter rauf auf 7.5 km Strecke laufen. Der Rekord steht wohl bei 65 min. Unser Tag hatte 1250 Hm rauf und 450 runter beinhaltet. Das ganze auf 8.5 Stunden verteilt. Hat uns völlig gereicht!
Der nächste Tag führte durch Piedicavallo (hübsches Örtchen, aber keine Walser mehr) im Talgrund auf der anderen Seite den Hang wieder hinauf zu den Selle di Rosazza und der Madonne delle Neve. Dann durch Wald und ein fast aufgegebenes Dorf nach Rosazza, von dort auf Fahrstraße zum Santuario San Giovanni d´Andorno. Welch ein Traum, das Santuario: Frisch restauriertes, altes Gemäuer, lange Gänge, hohe Decken, dicke Wände, 6-Bett Schlafsääle – aber alles bei modernem Luxus. Und erst das Bad…Die preiswerte Übernachtung wurde allerdings durch das Restaurantessen wieder ausgeglichen, aber wert war es das!! Amüsant, der Chef auf Freiersfüßen. Insgesamt 600 HM Auf- und 1800 Hm Abstieg.
Am nächsten Tag ging es dann weiter auf unserer Pilgertour über Oropa zum Rif. Coda. Oropa gilt als einer der bedeutendsten Orte der Marienverehrung (schwarze Madonna) in ganz Italien – entsprechend voll ist es hier auch. Der D. mutmaßt ja ganz ketzerisch, dass der Marienkult wahrscheinlich ein Relikt aus dem prächristlichen Matriarchat ist (?). Wie auch immer: die barocke Anlage des Santuario hat Ausstrahlung! Wir haben in Oropa wieder mit der Gondel abgekürzt, diesmal aufwärts zum Lago Coda. Dann leider viel Nebel. Bätzing empfiehlt bei schwerem Rucksack „Vorsicht“ auf den teils luftigen Felsbändern im steilen Schrofengelände (!). Elendlange Hatscherei auf ausgesetztem Felsgelände mit einer schier unüberschaubaren aber gelangweilten Schaf/Ziegenherde. Und dann wieder eine Joggerin – gutaussehend, unverschwitzt….die letzten Meter zum Rifugio eine Qual – von wegen „angenehmer Serpentinensteig“ – hah!. Insgesamt 1000 Hm rauf und 450 runter.
Der nächste Tag war eine ordentliche Herausforderung: auf einem Gratrücken über Colle di Carisey, Monte Bechit und Monte Roux zum Colle della Lace. Klettern im I und II Grad mit 14 bzw. 16 kg Gepäck. Selbst Bätzing empfiehlt, dass man mit schwerem Rucksack nicht ausrutschen sollte! Letzter Blick zurück auf das Monte Rosa Massiv. Dann unspektakulärer Abstieg durch den Talschluss, vorbei an bewirtschafteten Alpen und durch Wald zur Alpe Maletto. Die Alpe Maletto ein Traum: Blumengarten mit Hollywoodschaukeln, leckeres Essen und familiäres Dorfambiente – jedenfalls Samstagabend. Insgesamt etwa 100 Hm rauf und 800 Hm runter.
Am nächsten Tag zunächst 1040 Hm Abstieg über wunderschöne Maultierpfade, vorbei an leider noch nicht reifen Feigenbäumen in das Aostatal nach Quincinetto. Dort um 11:00 angekommen, noch Brot und Obst gekauft (war ja Sonntag). Durch Pergola-Weinberge zur Kapelle Santa Maria – ein traumhaftes Fleckchen mit jahrhundertealten Kastanien. Von dort nach Le Capanne zum agrotourismo. Etwa 1100 Hm Aufstieg. War zwar gerade der Vorabend von Maria Himmelfahrt und ganz Italien auf den Beinen, aber jenseits der Dora Baltea wird es ruhig auf der GTA und fortan haben wir kaum noch andere Wanderer getroffen. An den Hütteneintragungen konnten wir allerdings sehen, dass vor uns ein Päärchen gegangen sein muss. Ihr Lieben – wir hätten Euch gerne getroffen, konnten Euch aber nicht einholen!